From Hamburg to Capetown by Vespa...

Reisebericht Seite 1 von 5

Letzte Aktualisierung zum 06.09.03 (neue Fotos s. 29.06.-07.08.03)

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Sind die Vespa-Fahrer schon über den Nil? Wie heiss ist es gerade in Äthiopien? Kostet die Wellblechpiste im Sudan Maut?
Antworten auf diese Fragen gab es hier auch schon während unseres Ausfluges, welcher am 19.06.03 begann und am 15.10.03 endete. Auf diesen Seiten findet Ihr die Reiseberichte.

17.06.03 Um 5.00 morgens steht fest: die Reise muss um einen Tag verschoben werden. Christian hat seine Sachen nicht erledigt bekommen (wie von dem einen oder anderen erwartet), und kommt so um einen frühen Anruf bei Jan nicht umhin. Gemeinsam wird eine 24-stündige Verschiebung beschlossen.

18.06.03 Am Vorabend haben Jan und der passionierte Vespisti Kai entdeckt, dass die umgebaute verstaerkte Feder im hinteren Stossdaempfer am Anlasser scheuert und die Belastungen einer Sudan-Durchquerung kaum überstehen dürfte. In einer Nachtaktion werden an beiden Fahrzeugen die Stossdaempfer komplett auf Bitubo-Federbeine umgerüstet. Am Morgen müssen zwei übermüdete Schrauber erkennen, dass sie die Reise noch einmal um einen Tag verschieben werden.

 Ole M. aus H.

Waehrenddessen vergnügen sich unsere Freunde Ole und Markus in Prag/Tschechei, wo wir eigentlich zur Übernachtung in dem zur Unterkunft umgebauten ehemaligen GefängnisPension Unitas verabredet sind, in welchem schon Staatspräsident Vaclav Havel (vor Glasnost) eingekerkert war.
Wir sollen die beiden erst in Wien wiedersehen.

19.06.03 Endlich! Gegen 10.00 Uhr rollen wir durch den Elbtunnel, um soweit gen Süden zu fahren, wie es auf dem Landweg überhaupt möglich ist. Als Kameramann filmt Paul vom Motorrad aus die ersten Übungen mit den vollbeladenen Roller. Und dann ein echter Klassiker: Panne in den Harburger Bergen. Was solls, wir haben ja nur noch runde 17.000 Kilometer vor uns... Der Fehler ist schnell gefunden, wir fahren weiter.

 Hamburg-Harburg auf der Standspur

Auf der ersten Rast herrscht Übereinstimmung, dass sich die Vespas zwar grausam fahren, wir aber beide mit einem noch schlimmeren Fahrverhalten gerechnet hatten. Circa alle 120 Kilometer müssen wir tanken, also fahren wir ein Stück hinter Braunschweig zum zweiten Tankstopp auf eine Autobahnraststaette.
Doch zum tanken kommen wir nicht. Klack, klack, klack... mit Schrecken müssen wir feststellen, dass sich die Hinterradfelge von Christians Vespa gelöst hat und dadurch die Bremstrommel wie auch die Felge so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind, das an eine Weiterfahrt nicht zu denken ist.

 

Kurz vor Kapstadt... nicht wirklich!

Etwas über 200 Kilometer nach Hamburg sind wir also gezwungen, den ADAC anzufunken, um den Weg zur naechsten Piaggio-Werkstatt 'hoch auf dem gelbem Wagen' anzutreten. Es geht zurück nach Braunschweig.

 Des deutschen liebstens Kind - hoch auf dem Gelben Wagen

Dort werden wir dann beim Piaggio-Center Schrader abgeladen und müssen erst mal ein wenig warten, da dort Hochbetrieb herrscht. Aber das Warten sollte sich lohnen! Denn in der schraderschen Werkstatt wird in der dritten Generation die Vespa vertrieben und natürlich auch repariert. Heiko, Juniorchef in der dritten Generation, nahm sich also nach Feierabend der Reparatur an und veranlasste dabei gleich einen Komplettcheck. Und da er schon mal dabei war, wurde sich auch die Vespa von Jan vorgenommen. Das ging dann auch weit über den eigentlichen Feierabend von Heiko hinaus, deswegen noch mal ein riesiges Dankeschön von hier!

  

 

 Echter Vespa-Service mit Begeisterung - Schrader jun. von Piaggio-Schrader

Danach haben Heiko und seine Freundin Vera uns zu allem Überfluss auch noch zu sich nach Hause eingeladen, da es zu spaet für die Weiterfahrt war. Daraus entwickelte sich ein sehr netter Abend, an dem doch der eine oder andere Satz zum Thema Vespa gewechselt wurde. So gegen 2.30 Uhr haben wir uns dann in das Arbeitszimmer von Heikos Freundin Vera zurückgezogen, welches sie extra für uns geraeumt hatte, auch hier noch mal DANKE!

20.06.03 Morgens haben wir uns von der Familie Schrader verabschiedet, um unseren zweiten Versuch, Braunschweig hinter uns zu lassen, zu starten. Und es hat sogar funktioniert! Unsere Route führte uns über Leipzig und Prag nach Wien, wo wir am spaeten Abend unsere Freunde begrüssen konnten. Schrader junior waere übrigens am liebsten gleich mitgefahren.

21.06.-22.06.03 Wir tummeln uns auf dem grössten Vespa-Treffen in Europa, der jaehrlich stattfindenden Eurovespa. Das Meeting dient gewissermassen als Startrampe für unseren Longterm-Trip, einige Freunde sind zur Verabschiedung sogar extra aus Hamburg angereist.

 

Politisch uncorrect, aber lustig: 'Jan and Christian goes Africa'

Wir geniessen noch einmal westlichen Luxus und die kleine Abschiedsparty, auf der wir standesgemaess mit Baströckchen, Perücken und (Plastik-)Knochen ausgerüstet werden.

 

Das schmeckt: Hamburger Gastronom mit Wiener Schnitzel

23.06.03 Montagmorgen starten wir Richtung Italien, Christian hinterlaesst unter Abschiedsschmerz seine Freundin. Der Montag verlaeuft abgesehen von Christians Abschiedsschmerz recht unspektakulaer. Mittags kehren wir in einer von Hundertwasser gestalteten Autobahnraststaette ein, was für kulturell interessierte Menschen wie uns natürlich sehr erhebend ist. Abends kriegen wir dann unseren ersten kraeftigen Regenschauer ab, aber auch das stört nicht weiter. In Udine/Italien gehen wir abends essen und geniessen die mediterrane Küche. Danach fahren wir, wohlgenaehrt, noch ein Stückchen weiter Richtung Venedig und machen auf dem Marktplatz eines kleinen Dorfes Rast und schlafen dort unter freiem Himmel, nachdem wir in der örtlichen Bar noch ein gute Nacht Bier genommen haben.

24.06.03 Man stelle sich folgende Situation vor: Dienstagmorgen irgendwo kurz vor Venedig, auf einem Marktplatz stehen zwei völlig überladene Vespas und daneben liegen zwei Typen und schlafen. Was wird wohl passieren? Die beiden Gestalten, nennen wir sie mal Christian und Jan, kriegen einen frischen Kaffee an die Roller serviert und werden hinterher sogar noch von einem netten italienischem Ehepaar eingeladen, dessen Badezimmer zu benutzen. Um dann mit einem Schnaps und vielen guten Wünschen entlassen zu werden. Ein schöner Start in den Tag, oder?

 

Stefani zum Trotz: freundschaftliche deutsch-italienische Beziehungen auf Vespa-Ebene

Dieser bot natürlich noch weitere Überraschungen, aber dazu spaeter... Unsere beiden Protagonisten fuhren also weiter nach Venedig und checkten dort 4 Stunden vor Abfahrt der Faehre ein. Eine ganz neue Erfahrung! Da Jan und Christian nun Hunger verspürten, beschlossen sie, die Lagunenstadt zu verlassen und eine Pizzeria im vorgelagerten Mestre aufzusuchen. So kam es, dass die beiden ihre Vespas am Rande einer italienischen Piazza abstellten und sich ihren knurrenden Maegen widmeten. Nach einem schmackhaften Mahl machten sich unsere Vespisti, bis dahin durchaus italophil veranlagt, auf den Rückweg zu den Rollern. Doch komischerweise stand die Vespa von Jan nicht mehr dort, wo er sie abgestellt hatte, sondern auf einem Abschlepper. Die Überraschung, zumindest für die beiden Reisenden, war gross, als die Polizei dann erklaerte, dass auf Piazzas nicht geparkt werden dürfe, der Abschlepper 100 EUR und das Ticket 34,50 EUR pro Vespa -gesamt 269 EUR- kosten würde. Nachdem wir uns zu der Bemerkung erdreisteten, dass die Helme durch die Abschlepper zerkratzt worden waren, bot uns der 'freundliche' Polizist an, die Roller für uns 'aufzubewahren', falls wir nicht zahlen wollen.

 

Innerhalb eines Jahrzehnts die besseren Deutschen: Norditalien im Umschwung

Die Begeisterung war nun auf dem Höhepunkt angelangt und wir bezahlten mehr oder weniger fröhlich die Rechnung. Wohlgemut und mit ein paar Euro weniger verliessen wir per Faehre Italien mit dem Ziel Griechenland.

25.06.03 Nach einer überaus entspannenden Nacht in einer geraeumigen, klimatisierten Doppelkabine mit Einzelbetten verbrachten wir unseren Tag mit Zeitung lesen, Tagebuch schreiben, schlafen oder kurz gesagt: rumhaengen. Dass wir diese Form des Seins durchaus beherrschen, kann sich jeder vorstellen, der uns kennt, aber hier haben wir uns selbst übertroffen. Die Faehre sollte um 19.30 Uhr in Igoumenitsa/Griechenland anlegen, woraufhin wir auch pünktlich begannen, unsere Sachen zu packen. Das zwischenzeitlich ein Steward an der Kabine trommelte, hat uns nicht wirklich aus der Ruhe gebracht. Ein wenig nervös wurden wir erst, als wir beim Erreichen des Cardecks festellen mussten, dass bereits eine ganze Menge Autos fehlten, ein kurzer Blick auf die noch geöffnete Laderampe trug dann aber wieder zur Beruhigung bei. Ohne Eile machten wir uns an das Beladen der Roller. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte... Um die Geschichte so originalgetreu wie möglich wiederzugeben, kommen jetzt Berichte aus der Perspektive der einzelnen Beteiligten.
Zunaechst Christian: ''Als wir das Autodeck betraten, störte mich etwas die Ruhe an Bord. Nur ein Auto kurvte 'gen der Verladerampe. Doch in Erwartung laxer südlaendischer Mentalitaet rechnete ich nicht damit, dass der Dampfer in Rekorkzeit anlegen und entladen würde. Und schliesslich war die Rampe noch unten, dachte ich zumindest. Als ich im hintersten Augenwinkel wahrnahm, dass diese langsam hochschwenkte, sprang ich auf die halb beladene Vespa und murmelte Jan noch ein 'Du, ich glaub, die Rampe geht schon hoch' zu, um dann mit wedelnden Armen auf einen Unterdeck-Hiwi zuzufahren. Der zuckte nur mitleidig mit den Schultern, und ich musste mit offenen Mund feststellen, dass die Faehre wieder abgelegt hatte. Haetten wir doch besser einen Pfleger und Betreuer mitnehmen müssen?''
Jan: 'Ein bisschen merkwürdig kam mir das schon vor, aber die Rampe war ja noch unten, deswegen habe ich noch schnell meinen Roller bepackt und bin dann hinter Christian her. Als mir ein paar umherstehende Deutsche zuriefen 'Das wird wohl nichts mehr!' habe ich das noch mit einem Laecheln quittiert, erst der zweite Satz 'Wir legen naemlich schon ab' sorgte doch für eine aufkeimende Unruhe, die durch das Hochfahren der Laderampe bestaetigt wurde...'
Ein Deutscher (fiktiv): 'Zuerst dachte ich ja, dass sind bestimmt Italiener, die da in letzter Sekunde erscheinen, um dann planlos an ihren Mofas herumzufummeln. Als dann der Dunkelhaarige hektisch wurde und nach kurzem Fluchen mit fliegenden Fahnen zur Rampe raste, kam mir nur in den Sinn: was für Spinner! Neja, und so landeten die beiden statt in Nord- in Südgriechenland. Hoffentlich verirren die sich da nicht!'
Wer nun glaubt, dass die beiden 'Faehrabfahrverpasser' in tiefe Depression oder gar Missmut verfallen, taeuscht sich. Es folgte ein Heiterkeitsanfall sondergleichen. Diese, es ist nicht anders auszudrücken, Dummheit, mündete in endlosen Telefonaten, um flugs eine neue Route zu erarbeiten.

 

Doof bleibt... - die Kapitaene an Bord

An dieser Stelle noch mal Danke an Henrik, Nisse und Kai! Die neue Route sollte uns mit der Faehre, auf der wir bekanntermassen noch sassen, nach Patras, von dort mit dem Roller nach Athen und wieder dann mit einer Faehre über die griechische Insel Rhodos in die Türkei führen. Doch dem stand noch einiges bevor. Das wir kein gesteigertes Interesse daran hatten, die Crew auf die beiden blinden Passagiere aufmerksam zu machen, versteht sich von selbst. Damit verbunden war dann auch die Aufgabe unserer Kabine. Weswegen wir dann gleich auf dem Cardeck naechtigten, was noch den positiven Nebeneffekt hatte, dass wir die Ankunft in Patras nicht verpassen konnten...
Dieser Gedanke war naemlich gar nicht so abwegig, was uns selbst der geneigte Leser nun zutraut!? Die Zeit bis zur Bettruhe verbrachten wir naehmlich in der bordeigenen Diskothek, um unsere Inteligenzia hochleben zu lassen. In den Sesseln neben uns feierten 10 Griechen eine Hochzeit. Der Braeutigam, dick wie Budda, stellte sich als begnadeter Suflakki-Taenzer vor. Seine gertenschlanke Frau und der Rest der Hochzeitsgesellschaft nahmen Christian zwecks Einübung hiessiger Volkstaenze in ihre Mitte, und so wurde bis zum frühen Morgen gefeiert. Wer wissen möchte, wie Christian nach so einer Nacht morgens vor sich hin röchelt, kann bei Jan das entsprechende MP3-File bestellen...

26.06.03 Der naechste Tag begann erwartungsgemaess Grausam. Wenigstens ist unsere Taktik des Schlafens auf dem Cardeck aufgegangen und wir haben es geschafft, die Faehre rechtzeitig (!) zu verlassen. So machten wir uns von Patras aus auf den Weg nach Athen. Christian machte dabei nicht den Eindruck, als ob er wirklich glücklich über die Einführung in die Künste des griechischen Tanzes und dessen alkoholische Nebenwirkungen waere. In Athen angekommen machte sich Jan daran, die Faehrverbindung in die Türkei ausfindig zu machen. Die Fragmente seines Reisepartners versuchten derweil, einen Platz im Schatten für seinen Schaedel in der Grösse von 'ich bin zwei Öltanks' zu finden. Nach umfangreichen Nachforschungen ergab sich schliesslich eine Route von Athen über Rhodos nach Marmaris/Türkei. So enterten die beiden Seefahrer einen Seelenverkaeufer, vor dem der ADAC wohl gewarnt haette und machten sich auf den Weg nach Rhodos, wo sie am naechsten Tag anlanden sollten. Das einzig bemerkenswerte an der Überfahrt war zum einen die übertriebene Sicherung der Vespas mit einem dünnen Band in der Staerke von Schnürsenkeln und der unglaubliche Dieselgestank im Kutter, der uns zum Schlafen auf Deck veranlasste.

 

Safety first

Draussen hatten wir dann auch genügend Frischluft, da der naechtliche Sturm fast alles von Deck wehte. Natürlich ausser den beiden tapferen Seefahrern in ihren Schlafsaecken.

27.06.03 Morgens landeten wir auf Rhodos an, um mit der Nachmittagsfaehre in die Türkei überzusetzen. Dass war jedenfalls der Sachstand, der uns in Athen gegeben wurde. Auf Rhodos dann der naechste Schock: Die angebliche Autofaehre entpuppte sich als reines Passagierboot, und die naechste Verlademöglichkeit sollte erst in einer Woche bereitstehen.
Also klapperte Jan erneut die Reise- und Faehrbüros ab, um nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen. Und das Glück war uns hold: am selben Tag sollte ein Boot zu der nördlich gelegenen Insel Kos gehen und ebenfalls am gleichen Tag eine weitere Faehre in die Türkei. Misstrauisch geworden, versuchten wir, die Info mehrfach zu verifizieren, und überall bekamen wir die gleiche Antwort. Allerdings war kein Reiseüro in der Lage, die Telefonnummer der griechisch-türkischen Linie herauszufinden. Wir also mit dem Prinzip Hoffnung und kartenspielend in 4 Stunden nach Kos, inzwischen fast mehr auf See als auf der Strasse. Vor Ort war uns dann klar, warum die Telefonnummer der naechsten Schifffahrtsgesellschaft so schwer heraus zu bekommen ist; schliesslich war nirgendwo ein offenes Verkaufsbüro auszumachen. Selbst direkt am Bootssteg beheimatete Unternehmen war nicht mehr zu entlocken als ein 'die öffnen vielleicht 1 Stunde vor Abfahrt'. Letztendlich öffnete der Verkaufsschalter überhaupt nicht, und Jan entdeckte durch Nachfragen einen Herrn, welcher sich zustaendig erklaerte. Allerdings könnten Kraftfahrzeuge heute nicht transportiert werden, weil ein riessiger Motor direkt vor der Laderampe laege, welcher mangels Kran o.ae. nicht beiseitigt werden könne. Glücklicherweise zeigte man sich dann doch noch kreativ, indem Zweiradfahrern erlaubt wurde, sich an dem Motor vorbei aufs Kraftfahrzeugdeck zu schlaengeln. Einige Autofahrer warteten bereits den zweiten Tag, da die gestrige Minifaehre ausgebucht gewesen war - entsprechend gross war deren Entsetzen.
Wir eierten bei schaukeliger See über eine provisorische Rampe an Bord, und wirklich, da lag er: ein fetter Bootsmotor mitten im Weg! Das machte bildlich, dass wir Europa verliessen und uns auf eine andere Mentalitaet einlassen mussten.

 

Die naechsten Tage fuer Autofahrer gesperrt!

An Bord lernten wir neben einigen türkischen Motorradfahren auch Hiroto Yamada kennen, einen japanischen Fotografen, welcher seit etlichen Jahren per Suzuki DR 250 durch die Weltgeschichte gondelt. Südamerika, Asien, Australien, Europa und das südliche Afrika sind einige seiner Stationen.

 

Hiroto Yamada (li.) - ein Mann faehrt um die Welt

Dann betraten wir mit Asien einen neuen Kontinent. Gemeinsam mit unseren japanischen Freund bewaeltigten wir die Zollformalitaeten und suchten uns einen Campingplatz.

 

Auf neuem Kontinent: asiatischer Teil der Tuerkei

Den Abend liessen wir mit etlichen Drinks und Globetrotter-Geschnacke ausklingen. Übrigens: Nicht alle Asiaten sind nicht-trinkfest! Hiroto jedenfalls stand uns hier hinsichtlich des Konsums um nichts nach.

28.06.03 Die Beschreibung des heutigen Morgens sparen wir heute aus Gründen der Pietaet uns und Euch gegenüber. So viel sei gesagt, wir haben den Fahrtag heute gestrichen und uns den ganzen Tag vor einen flimmernden 17 Zöller geklemmt, so dass wir mittlerweile fast blind sind.

 

Surfen in der Tuerkei = Krach und Flimmerkiste

Jetzt wird jeder sagen, na und, ihr könnt doch noch hören, dass stimmt leider auch nicht mehr so richtig, da in dieser Bar ein infernalischer Krach herrscht. Also wie Ihr merkt, geben wir alles für Euch:-)

29.06.03 Nach einem Tag Pause verlassen wir heute Bodrum in Richtung Antalya. Das erste Stueck fahren wir gemeinsam mit unserem japanischem Freund Hiroto, von dem wir uns im Laufe des Tages verabschieden. So fahren wir zu Zweit weiter und geniessen die atemberaubende Landschaft in der Tuerkei.

 

Coca Cola und Moschee in friedlicher Eintracht

Auch machen wir Bekanntschaft mit der 'tuerkischen Version einer Klimaanlage fuer KFZ ohne eigene Klimaanlage'. Das muss man sich vorstellen wie eine grosse Dusche fuer Autos, nein, keine Waschanlage, sondern ein dicker Schlauch, welcher an einem Baum oder aehnlichem befestigt ist und aus dem kaltes Wasser kommt. Darunter wird dann direkt geparkt und die Erfrischung genossen. Dass ist auch fuer Rollerfahrer durchaus angenehm, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht parken, sondern durchfahren. Abends machen wir in einem kleinem Dorf in den Bergen an einem recht einfachem Restaurant halt, welches von einer Familie gefuehrt wird.

 

Kochen wie Muttern (vor 100 Jahren)

Wir fragen, ob wir auf dem Parkplatz unser Zelt aufschlagen koennen. Was dann auch kein Problem ist. Nach einem sehr leckerem Abendessen mit jeder Menge Gespraechen auf deutsch, tuerkisch, englisch sowie mit Haenden und Fuessen werden wir dann in das Wohnzimmer verfrachtet und kommen vor dem Schlaf in den zweifelhaften Genuss, 'Scream 2' auf tuerkisch zu sehen.

30.06.03 Nach einem leckerem Fruehstueck werden wir noch durch die Obstgaerten der Familie gefuehrt und fahren nach einer herzlichen Verabschiedung weiter Richtung Antalya. Am Abend werden die Strassen immer kleiner, wir folgen immer direkt dem Kuestenverlauf des Mittelmeers entlang. Das bedeutet, dass die Strasse hoch und runter, links und rechts geht. Also allerschoenste Fahrbedingungen. Damit es nicht langweilig wird, gibt es immer mal wieder ordentliche Schlagloecher oder von der Hitze aufgeweichten Asphalt, indem die Rollerreifen ihre Spuren hinterlassen.

 

Wohnen mit Meeresblick - Christian hatte den Strand am naechsten Morgen fuer sich alleine

Ordentlich durchgeschuettelt gehen wir abends auf einen Campingplatz, welche wir mangels Touristen komplett fuer uns alleine haben.

01.07.03 Der heutige Tag ist dem gestrigen recht aehnlich. Wir schlaengeln uns weiter durch die Turkei und sind immer wieder begeistert von der Landschaft. Abends fragen wir an einer Tankstelle nach einem Campingplatz und werden sofort eingeladen, unser Zelt an Ort und Stelle aufzustellen. Auf dem Tankstelle befindet sich ein Restaurant, in welchen wir Essen gehen. Nach kurzer Zeit stellt sich dann ein 15 Jahre alter Junge namens Mehmet vor und erklaert, dass er der Sohn des Tankstellenbesitzers ist. Daraus entwickelt sich wieder ein geselliger Abend mit deutsch-tuerkischer Konversation, im Laufe dessen sich auch unser Wirt Ahmed zu uns gesellte.

 

Christian mit unseren tuerkischen Gastgebern

Als wir schliesslich unser Zelt aufbauen wollen, werden wir eingeladen in einer Art Hinterzimmer zu schlafen. Ein Angebot, dass wir dankend annehmen.

02.07.03 Nach einen kurzem Fruehstueck verlassen wir Mehmed und Ahmed. Heute geht es nach Syrien. Nach einstuendiger Fahrt sind wir an der Grenze Tuerkei/Syrien angelangt und zunaechst fast ein wenig geschockt, denn hier warten hunderte von Personen. Die meisten sehen nicht danach aus, als wenn sie erst seit fuenf Minuten dort verweilen wuerden. Als wir gerade in die Polizeistation gehen wollen kommt, uns ein Typ entgegen, nimmt unsere Paesse und bedeutet uns, ihm zu folgen. Mit seiner Hilfe kommen wir dann auch recht schnell durch die Kontrollen und lassen fuer US-Dollar 10 'Expressgebuehr' schon bald die Tuerkei und die vielen Wartenden hinter uns. Nun fahren wir zu den Syrern, die uns zusaetzlich zur freundlichen Begruessung ein Fieberthermometer in das Ohr stecken. Nachdem wir fuer 'Gesund' im Sinne der Aerzteschaft befunden worden sind, duerfen wir Kontakt mit der syrischen Buerokratie machen. Fuer uns beginnt ein 2-stuendiger Marathon von einem Schalter zum naechsten, den wir wiederum nur mit Hilfe eines sachkundigen Mannes bestehen. Als Dank verlangt er US-Dollar 20, welche wir aber auch gerne zahlen, da wir sonst immer noch in Syrien waeren...

 

 

Ankunft im Nahen Osten

Als erstes muessen wir tanken. Doch an der Tankstelle erfahren wir, dass die Bezahlung per Kreditkarte unbekannt ist. Wir brauchen also Bargeld, weswegen wir in eine naheligende Stadt fahren, um entsprechend eine Bank aufzusuchen. Dort fragen wir einem Herren nach einem Geldinstitut mit dem Erfolg, dass er uns persoenlich dort hin geleiten will. Nun muss sich folgendes Bild vorgestellt werden: eine kleine Stadt in Syrien, voelliges Verkehrschaos, alles hupt, es ist heiss und mittendrin ein Syrer auf einer chinesischen 125er Softchopper, in einem weissen Gewand (einem Nachthemd nicht unaehnlich), dahinter zwei voellig ueberladene Vespas aus Hamburg und das ganze fast in Schrittgeschwindigkeit, damit die Touristen nicht verloren gehen. Bei der richtigen Bank angekommen, geht Christian mit unserem Begleiter in die Bank, wird dem Bankdirektor vorgestellt und kriegt sogar eine Mitarbeiterin abgestellt, die alles fuer ihn regelt. Jan wartet derweil draussen und erklaert der Menge, woher diese beiden merkwuerdigen Gefaehrte und ihre Fahrer kommen. Nachdem Christian in der Bank fertig ist und Jan alle Fragen beantwortet hat, bringt der nette Mensch die beiden auch noch zurueck zur Tankstelle und sorgt dafuer, dass sie den Tarif der Einheimischen zahlen. Dessen nicht genug, zeigt er beiden auch noch den Weg zur Stadtgrenze auf, wobei zu beachten ist, dass das gemaechliche Fahrtempo natuerlich die ganze Zeit dasselbe geblieben ist.
Nach diesem sehr netten Start fahren wir weiter in Richtung Damaskus. Die Fahrt verlaeuft recht ereignisslos, abgesehen von zwei Autotueren, welche Christian aus einem mit Schrott beladenem LKW direkt vor den Roller fallen. Ein kurzer Schlenker verhindert Schlimmeres. Abends gehen wir in Damaskus in ein Hotel und schlendern noch ein wenig durch diese immer wache Stadt.

03.07.-04.07.03 Wir sind in der vielleicht aeltesten, zumindest am laengsten permant besiedelten Stadt der Welt und so haelt es uns auch nicht lange in unserem Hotel. Auf dem Weg zur Tourist Office lernen wir einen jungen Syrer kennen. Nedal ist sein Name und fuer uns ein absoluter Gluecksfall, er studiert in Damaskus und kommt eigentlich aus dem Norden.

 

 

Unser Mann in Syrien: 20 Jahre alt, clever, Rosinen im Kopf

 

 

Beeindruckend: die Omayyaden-Moschee in Damaskus

Durch ihn lernen wir Damaskus von einer ganz speziellen Seite kennen, da er uns viele Seiten seiner Stadt zeigt, zu denen wir niemals alleine gefunden haetten. So kommen wir in die Citadelle; in das aelteste Badehaus (Hamam) im nahen Osten; zu dem Grab Saladins; in die Omayyaden-Moschee; auf den Basar; in das christliche Viertel; auf den Berg, auf welchem Kain Abel erschlagen hat; in diverse Teehaueser; den Genuss, Minibus zu fahren und vieles mehr.
Am Abend laedt er uns zu sich nach Hause ein und bereitet uns ein leckeres Abendessen.

 

Die Starkstromleitung in dieser mittelstaendischen Wohngegend liegt direkt an den Balkonen an - zum Anfassen nahe. Die Kinder auf der Strasse schreien, waehrend wir dieses Foto schiessen, unser Gastgeber hingegen klopft bei Stromausfall gelangweilt mit einem Stock dagegen.
Christian steht am Abreisetag auf dem Balkon im Funkenregen, nachdem Nedal den Wasserversorgungsschlauch vom Dach aus versehentlich gegen die Leitung wirft...

 

Das Messer am Hals... Jan beim Barbier

 

Geht doch!

Danach rauchen wir genuesslich Wasserpfeife auf dem Dach des Hauses, in welchem er wohnt und geniessen den Ausblick ueber das naechtliche Damaskus. Die Einladung zur anschliessenden Uebernachtung auf den zahlreich in der Wohnung verteilten Kissen schlagen wir nicht aus.

05.07.03 Heute heisst es Abschied nehmen von Nedal und von Damaskus. Wir brechen auf in Richtung Jordanien und kaempfen uns gegen den Wind mit sagenhaften 85 Km/h in Richtung Grenze durch. Dort sind wir dann in rekordverdaechtigen 2 Stunden abgefertigt und fahren unsere ersten Meter in Jordanien.

Kleiner Schlaenker zu McDonalds... gibt es die im Irak schon?

Da es bald dunkel wird, steuern wir ein kleines Staedtchen 80 Kilometer noerdlich von Amman an und fragen an der Tankstelle nach einem Campingplatz. Die Tankstellenbetreiber erklaeren uns, dass es in der Gegend leider keine Campingplaetze gaebe und bieten uns an, neben der Tankstelle unser Zelt aufzuschlagen. Sehr erfreut nehmen wir dieses Angebot an und fahren in die Stadt, um Nahrhaftes und einen Geldautomat zu suchen.
Nachdem wir die 'Geld-aus-der-Wand'-Maschine gefunden haben, gehen wir in ein Restaurant, in welchem uns eine Gruppe junger Maenner anspricht. Einer der Maenner, sein Name ist Raid, bittet uns um eine Einladung nach Deutschland, damit er ein deutsches Visum beantragen kann. Auf unsere Frage, was er denn in Deutschland moechte, erklaert uns Raid, er wolle eine deutsche Frau heiraten. Als wir bemerken, dass dieses nicht unbedingt so einfach sei, wischt er unsere Vorbehalte einfach vom Tisch mit der Bemerkung, dass dies kein Problem sei. So tauschen wir unsere Adressen aus und seitdem leben die beiden Brueder Christian und Jan unter dem Familiennamen Erwin in Muenchen. Nach dem Essen kehren wir zu unserer Tankstelle zurueck und errichten unser Zelt, begleitet von guten Ratschlaegen des Tankwartes wie 'Passt auf die Skorpione und Schlangen auf'. Wir fallen ziemlich muede in die Schlafsaecke.

06.07.03 In Amman angekommen, beschliessen wir erst einmal, zu fruehstuecken. Waehrend wir am Strassenrand futtern und das Treiben in der jordanischen Hauptstadt beobachten, spricht uns ein Mann auf deutsch an. Nachdem wir uns ein wenig unterhalten haben, laedt er uns zu sich nach Hause ein und er erzaehlt uns eine Menge ueber Jordanien und seine Zeit in Muenchen, wo er von 1960 bis 1981 gelebt hat. Uebrigens ein alter Vespist, welcher sich 1961 eine nagelneue Vespa GGS zugelegt hatte!

 

Interessante Informationen zum Verhaeltnis Israel-Arabische Welt

Nachdem seine Frau, die wir waehrend unseres ganzes Besuches wie landesueblich nicht zu Gesicht bekammen, uns ein leckeres Essen zubereitet hatte, war es wieder einmal Zeit, Abschied zu nehmen. Wir machen uns auf den Weg zum toten Meer. Unser Weg fuehrt uns am Grabmal von Moses vorbei, welches wir als gute Touristen selbstverstaendlich besuchen. An dieser Stelle noch mal Danke an Andreas Z., der uns dort mit den aktuellen Formel-1 Ergebnissen 'live' versorgt hat. Trotz der Trauer ueber den Ausgang des Rennens kann auch Ferrarifan Christian die Fahrt weiter fortsetzen und so erreichen wir schnell das tote Meer. Es stimmt tatsaechlich: man kann im toten Meer liegen ohne unterzugehen. Keine Gefahr also, dass Christian aufgrund des Rennausgangs irgendwelche Dummheiten begeht.

 

Jan on Dead Sea: schwimmt oben

 

 


 

Die Vespas haben uns klaglos zum Toten Meer 'katapultiert' (Foto bitte gedanklich um 90 Grad drehen)

Nach unserem Bad steigen wir ziemlich salzverkrustet auf die Roller und suchen bald ein billiges und einfaches Hotel in Akkara auf, in welchem wir unsere Koerper von dem ueberfluessigem Salz befreien.

07.07.03 Nachdem wir morgens um 4 Uhr das erste Mal vom Muezzin der benachbarten Moschee und um 4.30 Uhr von den restlichen Muezzin in Akkara geweckt worden sind, verlassen wir doch ein wenig muede unser Hotel und machen uns auf den Weg nach Petra. Petra ist eine sehr alte Stadt im Sueden Jordaniens, deren Besonderheit darin besteht, dass die Gebauede in den Fels geschlagen sind und der Zugang zur Stadt nur per pedes durch einen sehr schmalen Canyon moeglich ist.
Geschichtlich interessiert, wie wir sind, lassen wir uns davon aber nicht abhalten und machen uns auf den Weg, um Petra einen Besuch abzustatten. Wir werden nicht enttaeuscht.

 

Und das alles ohne Hilti?

Allein der 1,5 Kilometer lange Weg durch den Canyon ist traumhaft schoen, da die Gesteinsschichten in viellerlei Farben schillern und das Auge des Betrachters verzaubern. Doch noch imposanter als der Weg ist Petra selbst. Hier haben wahre Kuenstler mit Hammer und Meissel vor sehr langer Zeit 50 Meter hohe Fassaden in den Stein geschlagen. Wer mehr dazu wissen moechte, suche bitte www.raetsel-der-menschheit.de/myst/petra.htm auf.
Nach diesem beeindruckendem Erlebnis machen wir uns auf den Weg nach Aqaba am suedlichsten Punkt Jordaniens, von wo aus wir die Faehre nach Aegypten nehmen wollen. Doch zunaechst liegen noch einige Kilometer Landstrasse vor uns.

 

Echt Schaaaf

150 Kilometer vor Aqaba sehen wir unseren ersten Unfall. Mitten auf dem Wuestenhighway ist ein alter Tanklaster (wohl ca. 30-40 Jahre alt) umgestuerzt, liegt nun neben der Strasse und entlaesst sein Oel in die Wueste. Wer jetzt an eine Vollsperrung, unendlich viele Rettungskraefte oder aehnliches glaubt der irrt, stattdessen leiten die vier anwesenden Polizisten mit Kippe im Hals den Verkehr am auslaufenden Wrack vorbei.

 

Der Libanon - via Kfz-Kennzeichen schon bei der naechsten EU-Erweiterung dabei?

Unser naechster Kontakt mit der Polizei folgt bald darauf auf einem Rastplatz. Waehrend wir mal wieder unsere Roller mangels Reichweite aus den Reservekanistern heraus betanken, kommt einer der beiden Polizisten, welche auf dem Rastplatz eine Verkehrskontrolle durchfuehren, auf uns zu und laedt uns zu einem frisch gebruehten Tee ein. Diese Einladung nehmen wir natuerlich gerne an und koennnen uns aber ein Schmunzeln nicht verkneifen als wir feststellen, dass einer der gestopppten Trucker den Tee bereiten darf. Danach werden wir mit besten Wuenschen wieder auf den Weg nach Aqaba geschickt. Als wir schliesslich in in Aqaba ankommen, ist es mittlerweile 21.00 Uhr und somit dunkel. Trotzdem beschliessen wir, den Faehrhafen zu suchen, um Informationen ueber die Faehre nach Aegypten zu erhalten. To make a long story short: um 23.00 Uhr erreichen wir endlich das Faehrterminal um enttaeuscht festzustellen, dass kein Schalter mehr geoeffnet ist. Nachdem wir uns im Faehrhafen ein wenig umgehoert haben und uns Abfahrtzeiten zwischen 7.00 Uhr und 18.00 Uhr genannt worden sind, beschliessen wir, die Nacht im Hafen zu verbringen, um die Faehre auf keinen Fall zu verpassen (der geneigte Leser kennt ja unser Verhaeltniss zu Faehren und Abfahrzeiten...). Diese Nacht im Hafen gehoert, auf jeden Fall bis jetzt, nicht zu unseren schoensten Naechten. Die Situation ist sich wie folgt vorstellen: ein grosser Platz, ein Faehrterminal, Krach und Dieselgestank von den laufenden Motoren der teilweise uralten LKW's, nichts zu Essen und ein Klohaus, das jeder Beschreibung spottet, weil das Wasser nicht funktioniert (wer den Film 'Trainspotting' kennt, hat eine ungefaehre Ahnung - allerdings nicht von dem Geruch). Nun koennte ja gedacht werden, das ist doch nicht so schlimm, so oft muss man ja nicht auf Toilette... dem sei gesagt, dass wir seit Damaskus, wie sagte ein Englaender auf der Reise so schoen, unter 'Durchfluss' leiden. Diese Nacht in Aqaba wird uns also durchaus in bleibender Erinnerung bleiben...

08.07.03 Der Akkustikpegel im Faehrhafen laesst uns nicht lange ruhen. Frueh morgens ersteigern wir die Tickets nach Afrika, ohne dass die Schifffahrtsgesellschaft genau sagen kann, wann Reisebeginn ist. Die Angaben schwanken zwischen sieben Uhr morgens und sechs Uhr abends. Im Hafen werden auch die jordanischen Ausreiseformalitaeten erledigt. Zu Jan's Entsetzen werden wir auch hier von einem Beamten aus der langen Reihe der (arabischen) Wartenden herausgezogen und an allen anderen vorbei bevorzugt abgefertigt. Aleman, Aleman. Ueber Schroeders Irakhaltung (es gibt boese und boeser) mag man geteilter Meinung sein - wir jedenfalls werden im Nahen Osten als 'gute Deutsche' gefeiert. Starten tun wir schliesslich um 18.30 Uhr, um im Golf von Aqaba an Israel und Saudi-Arabien vorbei nach Aegypten zu schippern.

 

Transport a la Afrika

Zwei Stunden spaeter legen wir an, und dann passiert erst einmal nichts mehr. Alle zehn Minuten verlassen zwei Personen das Schiff, und wir ahnen langsam, wie problematisch sich Grenzuebergaenge nach Aegypten gestalten. Von anderen Reisenden wurden bereits Horrormeldungen berichtet, doch was dann kam, ueberstieg unserer Erwartungen bei weitem.
Nachdem wir erst einmal ziellos auf dem grossen Zollhof ohne erkennbare (systematische) Beschilderung herumirrten und sich Beamte auf unsere hilflosen Fragen hin ganz offensichtlich ueber uns lustig machten, erschien ein Tourist-Polizist. Gott oder wer auch immer danke diesem Mann. Nachdem er seine Kollegen zusammengefaltet hatte (ohne sichtliche Gegenreaktion), begann mit uns der 'Schnellkurs aegyptische Einreisebuerokratie'. Geschlagene 3 1/2 (in Worten: dreieinhalb) Stunden rannten (!) wir hinter dem Offizier hinterher, um an mindestens zwanzig verschiedenen Stellen Beglaubigungen, Kopien, Stempel, Versicherungsformulare, Geldumtausch, neue Kennzeichen, Gepaeckdurchsuchungen, Verifikationen der Fahrgestellnummer usw. usw. ueber uns ergehen zu lassen. An jedem zweiten Schalter fand mehr oder weniger ein Aderlass statt, mit circa 200 US-Dollar fuer Formulare die teuerste Grenze. Zu betonen gilt, dass unserer Polizeimeister im bereits erwaehnten Laufschritt bewegte und uns erneut an allen Schlangen vorbei direkt an die Sachbearbeiter heran schleuste. Ohne den Mann wuerden wir wahrscheinlich heute noch auf dem Zollhof campieren...
Gegen zwei Uhr Nachts verliessen wir schliesslich diese Staette ueberladener und altertuemlicher Buerokratie, um nach wenigen Kilometern dankbar in eine gepflegte Ferienhotelanlage einzufallen, in welcher wir fuer US-Dollar zwanzig pro Person seit langem wieder klimatisiert bei kuehleren Temparaturen naechtigen konnten. Nicht nur das: mitten in der Nacht wurde die Kueche fuer uns aufgemacht, um gekuehlte Getraenke und warme Sandwiches zu beschaffen. Deutsche Welle und gepflegte Oertlichkeiten liessen uns alles wie im Schlaraffenland erscheinen.

09.07.03 Die Hotelanlage ist wie ausgestorben. Gerade eine Handvoll Gaeste versammeln sich am Fruehstuecksbufett. Wie uns die Mitarbeiter erzaehlen, verschrecken 9-11, Irakkrieg und die unsichere Situation zwischen Palaestina und Israel selbst Stammgaeste. Das gleiche haben wir bereits in den wenigen Touristengebieten in Syrien und Jordanien vernommen.
Wir geniessen die Stille sowie den wunderschoenen Strand und baden im Roten Meer. Recht ungewoehnlich wirkt da der ploetzliche Besuch von 7 jungen, huebschen Maedchen. In Begleitung eines Kameramannes und zweier Muskelmaenner planschen sie eine halbe Stunde im Hotelpool herum. Beim Weggehen fragen wir die scheuen Frauen, woher sie kommen. 'Ukraina' lautet die einsilbige Antwort, und ohne Gewissheit zu haben, fuehlen wir uns stark an das SPIEGEL-Titelthema von vor drei Wochen erinnert.

10.07.03 Am spaeten Morgen starten Jan und Christian zu ihrem ersten Wuestentrip. Wir durchfahren die Sinai-Halbinsel und wundern uns, dass um dieses karge Stueck Land Krieg gefuehrt wurde. Abgesehen von Beduinen und Militaer haelt sich hier kein Mensch auf. Nur die Wueste versucht, sich ihren Teil zurueck zu holen, indem sie die Strasse mit Sand bedeckt. Verrostete Fahrzeugruinen aus dem 6 Tage Krieg saeumen unseren Weg.

 

Wueste in der Sinai-Halbinsel

Um fast genau 16.00 Uhr passieren wir bei der Stadt Suez den gleichnamigen Kanal. Diesmal benoetigen wir keine Faehre, ein schnoeder einspuriger Tunnel vereinfacht die Angelegenheit. Wir beschliessen, uns noch am selben Tag nach Kairo zu bewegen, wo wir am fruehen Abend eintreffen. Unser Ziel heisst Gizeh, um die Pyramiden samt Spinx zu bestaunen. Mangels Beschilderung folgen wir einfach gen Westen der untergehenden Sonne. Diese Methodik verschafft uns das Vergnuegen, einen repraesentativen Ueberblick ueber Kairo zu bekommen - die Stadt ist ein Moloch! Mehr noch als in Syrien gilt hier das Recht des Staerkeren. Taxis gegen Kleinbusse, PKW's gegen Mopeds, dazwischen Pferdekutschen, Eselsgespanne, Fussgaenger und Fahradfahrer. Eigentlich kann man von Alle gegen Alle sprechen - fuer Europaer ein unglaubliches Durcheinander, zumal es auf breiten Wegen in alle Richtungen hin und her wuselt. Wir schreiben breite Wege und nicht Strassen, da man in einigen Gegenden, die wir durchfahren, wirklich nicht davon sprechen kann. Es sind die Slums, in deren ungeteerten Staubpfaden das Leben tobt. So sind wir denn auch dankbar, dass uns die erste von sicherlich vielen weiteren Reifenpannen auf einer 'richtigen' Strasse und auch noch in unmittelbarer Naehe einer Tankstelle ereilt. Ein Nagel, glatt durchgegangen.
Den Weg zu den Pyramiden kann uns kein Mensch genau erklaeren, so verbaut ist diese riesige Stadt. Auch ein Campingplatz ist nicht auffindbar. Jedes fuenfte Fahrzeug faehrt ohne Licht, und so beschliessen wir, ein Hotel aufzusuchen - in bester Lage am Nil. So landen wir in einem der besten Haeueser am Platz, dem Semiramis Inter-Continental. Zwischen grossen S-Benz und Luxuslimosinen erkaempfen wir uns einen Gepaeckabladeplatz vor der Lobby, von dem uns der als Mohr verkleidete Page in eklatanter Verkenntnis der Lage vergeblich zu verscheuchen versucht. Waehrend kaum ein Aegypter diesen Laden jemals von innen sehen wird, erscheint uns das Luxeshotel an deutschen Preisen gemessen geradezu guenstig. Circa 70 US-Dollar pro Mann und Nacht fuer *****-Sterne Luxus.

 

Dekadent, wie Christian ist: Luxus pur auf Vespa-Reisen

In einem der 11 Restaurants geniessen wir Ochsenschwanzsuppe und Filetsteacks, Genuss pur nach den letzten zwei Wochen. Im Spielcasino gewinnt Christian am Roulettetisch ca. 250 US-Dollar - und verspielt sie wieder.

11.07.03 Ein Besuch im Aegyptischen Museum laesst uns staunen: das Anfang des letzten Jahrhunderts gebaute Gebaeude beherbergt Berge von alten Kulturguetern.
Grabbeigaben, elegante Kosmetikbehälter, zart schillernde Lotosblüten, aufklappbare Goldmuscheln, Bildnisse großer Herrscher des Pyramidenzeitalters, hochrangige Hofangestellte, Paare, Familien, Kinder, vornehme Damen, Musikanten, Landarbeiter, Handwerker, Schreiber, Hausangestellte...
Wir staunen über die uns so vertrauten Dinge des täglichen Lebens, über Kleidung, Schminktechnik, Frisuren, Schmuck, Werkzeuge, Möbel...
Wir sehen den Menschen dieser Zeit zu, wie sie Fische fangen, Brot backen, kochen, Bier brauen, Stoffe weben, Holz bearbeiten, Tiere zählen und Tiere schlachten, wie sie tanzen und musizieren...
Wir sehen Soldaten im Gleichschritt kampfbereit marschierend...
Wir staunen über die Kleidung schöner Damen, über ihre Schminktechnik, über ihre kunstvollen Perücken...
Jede auch noch so kleine Skulptur, jedes Relief, jedes Gemälde, jeder Gebrauchs-und Kunstgegenstand wirkt auf uns wie ein Fotodokoment dieser im Wüstensand versunkenen Hochkultur am Nil. Es sind Schätze des Alten und Mittleren Reiches, welche von der Schönheit, Anmut und große Architektur im alten Ägypten Zeugnis ablegen. Als wohl bekanntester Vertreter seiner Zeit wird die Mumie Tutanchamuns zur Schau gestellt. Das Ägyptische Museum ist ein Fenster für 3000 Jahre Menschheitsgeschichte - vor unserer Zeitrechnung. Jan schwingt sich noch zu einem kurzen Segeltoern auf dem Nil auf, waehrend Christian genuesslich bei einem Cocktail die Tagespresse studiert.
Danach begeben wir uns wieder in den Dienst der aktuellen Menschheitsgeschichte und malen bis in die speate Nacht diese Zeilen.

12.07.03 Bevor wir Kairo verlassen, stehen die Pyramiden in Gizeh auf dem Programm. Wir stuerzen uns also wohlgemut ins Verkehrschaos von Kairo. Um uns herum wird kraeftig gehupt, Gas gegeben, gelacht, geschrien und zwei deutschen Vespa-Fahrern immer wieder der Daumen gen Himmel entgegen gereckt.

Im Damensitz: Vespa-Paerchen in Kairo

Nach kurzer Fahrtzeit erreichen wir die Pyramiden, welche recht ploetzlich hinter Haeuserfassaden auftauchen. Es ist schon komisch: in der einen Minute steckt man noch mitten im Verkehrschaos von Kairo und in der naechsten steht man vor einer Pyramide und muss sich den Souvenirhaendlern erwehren. Nachdem wir die ersten 'Weltbilligsten und Besten' Offerten ausgeschlagen haben, zahlen wir unsere Tickets und parken die Roller. Leider koennen wir nicht zu zweit los, da einer von uns schwer mit einem gewissen Herrn Montezuma zu kaempfen hat. Dieser eine hat aber sofort ungefaehr 1000 neue Freunde, die seine Wehrlosigkeit ausnutzen und ihn mit diversen Souvenirs ausstatten (Postkarten, Turban), welche natuerlich auch bezahlt werden wollen.
Der andere Protagonist macht sich derweil mit einem netten jungen Mann samt Kamel auf, die Pyramiden zu erkunden, was zunaechst auch sehr angenehm verlaeuft. Dann wird in die Wueste geritten, um ein paar 'very good pictures' von den Pyramyden zu machen. Und es stimmt: der Ausblick ist gigantisch, dass in der Wueste folgende Preisgespraech allerdings auch... Naja, Touristenabzocke eben, wie ein guter alter Freund der beiden Reisenden sagen wuerde.

 

Wackeliger als 'ne Vespa

Nachdem die beiden Weltenbummler wieder zusammen gefunden haben, werden noch die obligatorischen Fotos gemacht. Als wir uns schliesslich von der Sphinx verabschiedet haben, beginnt ein neuer Abschnitt unserer kleinen Ausfahrt. Ab hier werden wir naemlich nahezu bis zur sudanesischen Grenze immer am Nil, der Lebensader Aegyptens, entlang fahren. Doch zuerst muessen wir das Umland Kairos verlassen, was sich aufgrund der sagenhaften Auschilderung gar nicht so einfach gestaltet. Im Endeffekt klappt es aber doch halbwegs problemlos und am Abend erreichen wir Beni Suef. Nach etlichem Herumfragen finden wir schliesslich einen jungen Mann, welcher ein Hotel kennt. Da er uns den Weg aber nicht erklaeren kann, springt er kuzerhand bei Jan hinten auf die Alukiste und dirigiert ihn zum Hotel. Jan ist durchaus begeistert, seinen Roller mit weiteren 85 Kilogramm Zuladung durch die Strassen oder besser Schlaglochpisten Beni Suefs zu lenken und beschliesst, falls die Bitubo-Stossdaempfer bis Kapstadt halten, nie ein schlechtes Wort ueber diese fallen zu lassen. Am Hotel angekommen, verabschiedet sich der Aegypter und wir checken ein. Wir duerfen die Vespa direkt im Foyer parken, damit ihnen und dem Gepaeck nichts geschieht.

 

Roller inside: aegyptische Hotelrezeption

 

mmh, lekka

Um die Roller muessen wir uns also keine Sorgen mehr machen, bei uns sieht das schon anders aus. Unsere Zimmer erinnern Christian eher an ein tuerkisches Gefaengniss und das Klo ruft bei Jan Assoziationen hinsichtlich rumaenischer Campingplaetze hervor. Trotzdem fallen wir recht muede in die Betten und kommen dank der aegyptischen Eisenbahn doch nicht so recht zum Schlafen.

13.07.03 Morgens erwarten uns in der Hotel-'Lobby' eine unerwartete Ueberraschung: wir sollen nicht abfahren, bevor die Polizei kommt, welche dann nach wenigen Minuten auch mit einem Grossangebot anrueckt. Kein Beamter ist des englischen maechtig, und so wird mit Muehe und Not gegenseitig erklaert, dass 1.) wir ueber Suedaegypten in den Sudan wollen 2.) die Polizei will, dass wir ihnen folgen. Uns ist etwas unwohl zumute, nachdem wir bereits viel ueber korrupte Staatsdiener in Aegypten gehoert haben. Doch wir folgen dem Polizeifahrzeug, da eine Flucht aufgrund der allgegenwaertigen Kontrollen aussichtslos erscheint.
Unsere Vorbehalte erweisen sich dann auch nach wenigen Kilometern als unbegruendet: wir werden an ein anderes Polizeiteam uebergeben. Fortan begleitet uns mindestens ein Streifenwagen, besetzt mit mehreren maschinengewehrbewaffneten Beamten. Nach jeweils verschiedenen langen Distanzen wird das Begleitteam gewechselt, offensichtlich aufgrund unterschiedlicher Zustaendigkeitsbereiche. Als wir dann waehrend einer kurzen Pause (meist konnte man bei der Uebergabe von 'fliegendem Wechsel' sprechen) einen der englischen Sprache maechtigen Polizisten nach dem Sinn der Aktion befragen, lautet seine sinngemaesse Antwort 'Die Menschen werden Euch aufhaengen, wenn Ihr in eine Seitenstrasse fahrt'. Entweder sind wir jedoch recht naiv, oder die Bevoelkerung hat eine gute Schauspielerausbildung genossen: sie winken uns zu und rufen freundlich 'Hello' und 'Welcome'. Unsere Vermutung geht daher in die Richtung, dass die hiessige Regierung nach den Anschlaegen von Luxor hyperventiliert und uebervorsichtig vorgeht, was uns prinzipiell ja zugute kommt.
Bizarr wird die Situation, als uns ueber ca. 60km gepanzerte Fahrzeuge den Weg ebnen. Die Geschwindigkeit der vorausfahrenden Sicherheitsfahrzeuge schwankt erheblich. Einige schleichen mit selbst fuer Vespafahrer lahme 50km/h vor uns her, andere lassen uns mit knapp 100 Sachen und Blaulichteskorte durch Dorf und Stadt wie hoher Staatsbesuch erscheinen. Nicht ganz uncool...
Schliesslich landen wir in Assyut, einer als Islamistenhochburg bekannten Stadt. Die Roller werden direkt vor unserer Unterkunft ununterbrochen von 2-4 Polzisten bewacht, vom Stadtbummel wird abgeraten. Aber es gibt gutes Essen, und wie zur Strafe wird ueber unserem Zimmer wieder bis in die Nacht eine Hochzeit gefeiert.

14.07.03 Aegyptische Hochzeiten sind lang... Trotzdem schaffen wir es, puenktlich aufzustehen und mit unserer Eskorte Assyut im Kojak-Stil zu verlassen. Wie am Tag zuvor werden wir von einer Eskorte zur naechsten weiter gegeben und rasen durch Staedte und Doerfer, ueberholen im Ueberholverbot und Gegenverkehr. Das Ganze mit staatlicher Anweisung. Im Unterschied zu gestern gibt es heute keine Schleicher, aber dafuer zwei Uebergaben, bei denen wir Pausen haben, weil irgendwas mit der Anschluss-Eskorte nicht geklappt hat. 60 Kilometer vor Luxor kommen wir dann noch in den Genuss, in einen Konvoi mit anderen Fahrzeugen (hauptsaechlich Minibusse) eingegliedert zu werden. Nun werden sogar Kreuzungen fuer uns gesperrt. In Luxor angekommen, nehmen wir uns ein guenstiges Hotel und stellen die Roller dort ab.
Kulturbegierig wie wir sind erkunden wir dann die imposanten Sehenswuerdigkeiten der Stadt. Besonders angetan hat es uns der Tempel von Luxor. Wer mehr dazu sehen moechte: www.aegypten-online.de/tour/luxor.htm.

15.07.03 Nachdem wir heute Nacht in der Diskothek unseres Hotels ein wenig die mueden Knochen geschwungen haben, schaffen wir es wider erwarten, puenktlich unser Hotel zu verlassen. Unser Weg fuehrt uns in das 'Tal der Koenige'. Dort parken wir unsere Roller unter den Augen der allgegenwaertigen Polizei und besichtigen reich verzierte Grabkammern von verschiedenen beruehmten Pharaonen. Der Betrachter kommt aus dem Staunen nicht heraus, wahrend er durch die in den Fels getriebenen Gaenge der Graeber wandelt. Diese Gaenge oder besser gesagt Stollen sind mit einer unglaublichen Praezision gearbeitet und zudem noch reichhaltig verziert.
Nach diesem kulturellen Hoehepunkt widmen wir uns erneut dem Alltagsgeschaeft und fahren weiter Richtung Asuan, zunaechst sogar ohne Polizei. Doch an der uebernaechsten Polizeistation hat unsere wieder gewonnene Freiheit ein Ende und wir muessen uns erneut unter Polizeibegleitung fortbewegen. Aufgrund der rasanten Eskorte gibt es leider kein Foto des 'Eselchen Owner Group' meetings, welches wir am Strassenrand beobachten konnten. Diese Versammlung erinnert uns doch ein wenig an ein Vespa Treffen: vor einem Haus stehen unzaehlige Eselchen, keine Vespas, und ihre stolzen Reiter.
In Asuan angekommen, nehmen wir uns mangels Campingplatz (dieser wurde wiederrum mangels Touristenmasse nach dem Luxor Attentat geschlossen) ein guenstiges Hotel und verbringen unseren Abend auf der Dachterrasse, blicken auf den Nil und bewundern den traumhaften Sonnenuntergang. Das Ganze wird zu unserer 'Begeisterung' permanent von immer wiederkehrenden Gesaengen eines Muezzin der nahegelegenen Moschee begleitet. Nachdem der Pfaffe endlich verstummt ist, freuen wir uns ueber die Ruhe und geniessen die Stimmung des Abends. Doch diese Freude waehrt nicht lange, da jetzt der 'arabische Abend' beginnt. Wir muessen erneut mit ca. 1000 db zurecht kommen...

16.07.03 Heute dann der Schock: wir muessen erfahren, dass das Schiff in den Sudan nur einmal woechentlich jeweils Montags unterwegs ist... und es gibt keine andere Route! Keine Strasse, keinen alternativen Grenzuebergang. Also sitzen wir fest. Heute ist Mittwoch, 5 Tage Zwangspause. Wenigstens wird uns versichert, dass die Faehre Platz fuer 4 Motorraeder hat. Tickets koennen wir trotzdem nur fuer die Personenueberfahrt erwerben, und das auch erst am Samstag. Die Rollerfahrscheine bleiben bis zum Hafen gaenzlich aussen vor. Auf unser flehentliches Nachfragen hin wird uns hoch und heilig versichert, dass Frachtplatz fuer die Vespas reserviert wird - nach dem bisher erlebten Chaos ziehen wir nicht ganz so gluecklich von dannen.

17.07.-20.07.03 Wir nutzen die Tage, um unsere Klamotten zu sortieren, Waesche waschen zu lassen und saemtliche Restaurants in der Umgebung abzuklappern - eines schlechter als das andere. Warme Getraenke, maessiges Essen. Einzig die Preise in Aegypten sind sagenhaft guenstig. Die saubere und servicefreundliche Unterkunft kostet umgerechnet lediglich 5 US-Dollar pro Person und Nacht - und das bei fast 100 Angestellten auf 200 Zimmer. Allerdings inklusive einer Zimmerklimananlage, welche uns lautet vorkommt als ein startendes Flugzeug. Aus dem Hotel hatten wir uns uebrigens in truegerischer Hoffnung hinsichtlich der Faehrverbindung bereits gestern morgen ausgescheckt - um zwei Stunden spaeter wieder an der Rezeption zu stehen. In der Nachbarschaft kennen uns bald alle Ladenbesitzer, Securityleute und sonstige Rumtreiber.
Ein kleines Highlight bietet ein fuer uns exklusiv gebuchter Segeltoern um die Inseln vor Asuan. Ruhe, wunderschoene Landschaften und ein traumhafter Sonnenuntergang entschaedigen ein wenig fuer die verlorene Zeit.
Unsere teilbepackten Vespas werden 24 Stunden von Sicherheitsleuten bewacht, wie wir ueberhaupt bisher darauf geachtet haben, dass diese nicht ungeschuetzt herumstehen. So vergehen die Tage mit futtern, Karten spielen und 'Spiegel' lesen - bestimmt nicht der unkonfortabelste Teil unserer Reise. Ein Besuch in einem Internetcafe lehrt uns das Fuerchten: die langsamsten Rechner, denen wir in unserem Leben begegnet sind. Als ob alle 10 Uralt-Rechner auf einer Analogleitung gebuendelt werden - nach 15 sinnlosen Minuten des Wartens auf den Aufbau selbst der einfachsten Website geben wir auf. Am Sonntagnachmittag treffen wir zum ersten Mal andere Afrikareisende: Zwei schwedische Paerchen, welche gemeinsam in einen Landrover unterwegs sind. Sie haben unsere Wunschroute durch Lybien absolviert, waren aber aufgrund der starken Bewachung durch 'Fuehrer' und der damit einhergehender Einschraenkung der Bewegungsfreiheit nur maessig begeistert. Davon abgesehen scheint Lybien ein wunderschoenes und interessantes Land zu sein. Wir beschliessen, am letzten Abend noch einmal richtig dekadent Essen zu gehen und besuchen den teuersten 'Schuppen' im Ort. Uns erwartet ein altes prachtvolles Schloss, umgebaut zu Hotel und Restaurant. Alleine der Preis fuer den Mindestverzehrbon wird 99,99 Prozent Periode aller Bewohner davon abhalten, das Gebaeude jemals von innen zu betrachten. Der Restaurantchef ist von unserem Traveler-Outfit sichtlich nicht begeistert, nach kurzem Palaver wird uns den Eintritt 'gewaehrt'. Wir geniessen das Mahl bei gedaempfter, fast gezwungener Atmosphaere. Das letzte gute Essen fuer lange Zeit, da sind wir uns sicher. Der empfohlene aegyptische Spitzenwein entpuppt sich fuer unsere Gaumen allerdings als Pleite.

21.07.03 Am fruehen Morgen fahren wir gemeinsam mit den Schweden zum Buero der Faehrgesellschaft, um an dem regional ueblichen Konvoi teilzunehmen. Vor dem Hafen das gewohnte Bild: viele Menschen, laute Stimmen. Die Ausreiseformalitaeten gestalten sich erfreulich unkompliziert - dank 'Helping Hands' unter 2 Stunden, fast stressfrei. Nach der unglaublichen Einreisebuerokratie hatten wir erheblich Schlimmeres befuerchtet. Das widerfaehrt uns dann, als wir die 'Faehre' sehen: mindestens 50 Jahre alt, mitnichten eine Kfz.-Fahre sondern ein Passagierschiff. Uns wird erneut versichert, dass die Vespas an Bord kommen. Schlechter ergeht es dann schon den Schweden: ein Auto laesst sich definitiv nicht aufladen. Die Moeglichkeit zum Anhaengen einer Transportplattform wird diskutiert, doch dann wird der Landrover parallel zu unserer Abreise auf ein kleines Frachtschiff gefahren, welches '6 Stunden vor' oder '6 Stunden nach' uns ankommen soll!? Da war man sich nicht so einig. Wir sind langsam an Afrika gewoehnt, also wundert uns nichts an diesen Zeitangaben. Ueber Holzbretter und provisorisch aufgebaute Steine verladen wir die Scooter in den Eingangsbereich des Schiffes. Allerdings nicht, ohne zuvor stundenlang dem Chaos bei der Beladung des Bootes beiwohnen zu muessen. Der Dampfer, wie gesagt eigentlich ein Passagierschiff, wird parallel als Frachtschiff genutzt. Als gute Europaeer staunen wir ob der totalen Unorganisiertheit. Die kleinen und grossen LKW's kaempfen auf der engen Zugangspassage planlos um jeden Meter, den sie naeher an die 'Laderampe' (ueber 3 andere Boote und provisorische Holzbretter rueber) herankommen. Die gesamte Fracht wird per Hand entladen und unter grossem Gedraengel auf das Schiff geschleppt.
Unsere Buchung der 1. Klasse erweist sich als richtige Entscheidung, fuer 10 Euro mehr erhalten wir eine eigene Kabine. In der 2. Klasse stapeln sich die Leute zwischen all dem Gepaeck, Huehnern und Schaafen, der Dampfer ist komplett sieffig. Was sich aendert, ist der Menschenschlag. Es sind ueberwiegend Sudanesen an Bord, welche sich als sehr freundlich und hilfsbereit herausstellen. Unser 'Bankmann' (Geldwechsler) hat in den siebziger Jahren fuer 8 Jahre in Frankfurt gelebt und spricht nahezu perfekt deutsch. Jetzt reist er per Faehre und Flugzeug fast ununterbrochen zwischen Kairo und dem Sudan hin und her. Uns ist nicht ganz klar, wie er alleine mit Geldwechselgeschaeften zurechtkommt. Doch das 'Geschaeft lauft gut', sagt er, und zieht ohne Scheu eine Plastiktuete voll mit Geldscheinen aus seiner Tasche. Angst vor Dieben braeuchten wir im Suden nicht zu haben. Und das, obwohl um uns herum sicherlich viele Menschen sitzen, die weniger als 50 Dollar im Monat verdienen. Und damit noch zu den Begueterten gehoeren, denn das statistische Jahreseinkommen eines Sudanesen betraegt unter 300 Dollar im Jahr.
An Bord starten wir mit der Einnahme von Malaria-Prophylaxe. In Afrika sterben jaehrlich immer noch unfassbare 4.000.000 Menschen an dieser Krankheit, obwohl es geeignete Mittel gibt. Aber: zu teuer.

 

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